EHC-Kapitän Andreas Raubal ärgert sich darüber, dass der Titelträger den Aufstieg in die DEL ablehnte. Jetzt träumt er von der Revanche: „Dass wir den Titel holen – und die nicht.“ Am Freitag treffen die beiden Teams erstmals aufeinander.
(Frust pur: Der EHC München um Kapitän Andreas Raubal (ganz links) verlor im April das Finale gegen Bietigheim.)
AZ: Herr Raubal, am Freitag heißt der Gegner Bietigheim. Beim letzten Mal, dass Sie aufeinander trafen, standen Sie als EHC-Kapitän mit dem Pokal des Vizemeisters auf dem Eis und mussten zusehen, wie die Steelers in Ihrem Stadion die Meisterschaft feierten.
ANDREAS RAUBAL: Ja, das war bitter, das tat schon richtig weh, da auf unserem Eis stehen zu müssen und mitzuerleben, wie die den großen Pokal in die Höhe stemmen. Natürlich kommt all das jetzt schon wieder ein bisschen in mir hoch, keine Frage. Und es sind wirklich nicht die schönsten Erinnerungen. Obwohl es nicht so knapp war, dass es ein richtiger Herzensbrecher war. Die Bietigheimer haben am Ende verdient die Meisterschaft geholt. Aber erleben will ich das so trotzdem nicht wieder. Daher bin ich jetzt heiß auf dieses Spiel, will unbedingt gewinnen. Aber eine Revanche, davon soll mir bitte keiner reden.
Auch ein Sieg bringt Ihnen schließlich den Titel nicht.
Genau so ist es. Eine Revanche kann es nur geben, wenn wir am Ende der Saison das Teil haben und die nicht. Erst dann rede ich von einer Revanche. Das jetzt ist ein Spiel. Wenn wir gewinnen, werden die sich sagen, abgerechnet wird zum Schluss – und genau so sehe ich es auch. Aber es ist ein verdammt wichtiger Test, denn die Bietigheimer sind in dieser Liga das Nonplusultra. Wir wollen uns mit denen messen, ihnen zeigen, dass wir ihnen auf Augenhöhe begegnen.
Ein Sieg wäre wichtig fürs Selbstvertrauen.
Ich glaube, an unserem Selbstvertrauen brauchen wir nicht mehr arbeiten. Wir wissen, was wir können, wir wissen, dass wir – wenn wir unsere Stärken ausspielen – jeden in dieser Liga schlagen können. Auch die Bietigheimer. Ich bin Sportler, ich will immer gewinnen und ja, wir wollen die Revanche, nämlich in dieser Saison den Titel, den Aufstieg.
Auf den Aufstieg in die DEL verzichteten die Bietigheimer aber freiwillig.
Das hat mich eigentlich viel mehr geärgert als die Niederlage. Was soll das? Wenn man sich den Etat der Steelers anschaut, gehören die schon lange in die DEL. Aber dann die Meisterschaft zu holen und zu sagen, das war’s, mehr gibt’s nicht, das verstehe ich nicht. Da verstehe ich auch deren Geldgeber nicht. Wenn ich mein Geld loswerden will, gibt es geilere Meister als Bietigheim-Bissingen. Wofür investiere ich dann solche Summen in ein Team? Um am Ende der Saison mit 1000 Zuschauern die Meisterschaft zu feiern? Das kann’s nicht sein. Zuschauer haben die eh keine. Also, wenn ich nicht in die DEL will, warum mache ich es überhaupt dort? Das geht in meinem Kopf nicht rein.
Der EHC würde das Wagnis DEL auf jeden Fall angehen.
Das muss man doch! Wir reden alle immer, dass wir Auf- und Abstieg wollen, dann kann man nicht auf den Aufstieg verzichten, wenn man es sportlich erreicht hat. Daran darbt doch das ganze System, dass es keinen Absteiger gibt. Die Vereine müssen bis zuletzt zittern, dass es abwärts geht. So wie es jetzt läuft, hört doch schon die Hälfte zu Weihnachten das Spielen auf, konzentriert sich drauf, neue Verträge auszuhandeln oder Spieler zu verkaufen, das führt alles, zu einer Wettbewerbsverzerrung. Wenn dann Bietigheim Meister wird, aber sagt, wir wollen nicht in die DEL, dann regt mich das auf.
Quelle: www.abendzeitung.de
