Am Tiefpunkt angelangt
Eishockey: Mühsamer 2:1-Erfolg gegen Ungarn kann Bilanz nicht schönen
Das deutsche Eishockey-Nationalteam hat im letzten WM-Spiel Ungarn 2:1 geschlagen. Ein bedeutungsloser Farbtupfer auf ein rabenschwarzes Turnier.
Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft - rechts Michael Wolf - zitterte sich in ihrem letzten WM-Spiel zu einem 2:1 gegen Ungarn. Foto: dpa
Nach der miserablen WM in der Schweiz leckte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ihre Wunden. "Es ist ein Debakel", sagte Stürmer Michael Hackert nach dem abschließenden Sieg gegen Absteiger Ungarn - ein mageres 2:1 (1:1, 1:0, 0:0), zugleich der einzige Erfolg während des gesamten Turniers.
Platz 15 und sportlicher Abstieg, der nur deswegen nicht greift, weil Deutschland als Ausrichter der WM 2010 automatisch qualifiziert ist - die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) ist ein Jahr vor ihrer Heim-WM am Tiefpunkt angelangt. Das wollte auch Bundestrainer Uwe Krupp nicht beschönigen, der vor Bern vom Viertelfinale gesprochen hatte. "Wir stehen jetzt genau da, wo wir in Normalform spielen - gegen den Abstieg", sagte er.
"Die letzten beiden Jahre sind verkehrt bewertet worden", analysierte Krupp mit Blick auf seine ersten beiden A-Weltmeisterschaften als Chefcoach: In Russland und Kanada hatte das Nationalteam mit den Plätzen neun und zehn nur knapp das Viertelfinale verpasst. "Wir sind weiter weg von der Weltspitze als wir gedacht haben", gestand DEB-Generalsekretär Franz Reindl ein. In der Weltrangliste ist Deutschland durch den schwachen Auftritt bei den Welttitelkämpfen vom zehnten auf den zwölften Rang zurückgefallen.
Mit dem mühsamen Sieg im letzten WM-Spiel gegen Ungarn, das erstmals seit 70 Jahren wieder in der A-Gruppe spielte, verhinderte die deutsche Auswahl immerhin eine peinliche Premiere: Noch nie hat sie bei einer WM alle Spiele verloren.
Doch der Dreier durch zwei Verteidigertore von Moritz Müller (4.) und Michael Bakos (34.) änderte nichts am Gesamtbild. Die Mannschaft war von Spiel zu Spiel schwächer, Krupp konnte den Abwärtstrend nicht stoppen. "Wenn ein Erfolgserlebnis fehlt, kannst du als Trainer sagen, was du willst, die Spieler glauben dir nicht", sagte er.
Fehler wollte der Bundestrainer - abgesehen von der zu optimistischen Zielsetzung - aber nicht gemacht haben. "Die Chemie in der Mannschaft war gut", meinte Krupp, andere Spieler hätten auch nicht weiterhelfen können. Um seinen Job muss der 43-Jährige nicht bangen. Der DEB stellte ihm schon während des Turniers eine Jobgarantie für Olympia 2010 in Vancouver und die Heim-WM aus.
Doch die Kritik an Krupp dürfte lauter werden. Nach drei Weltmeisterschaften und einer Olympia-Teilnahme steht für ihn als beste Platzierung ein neunter Rang zu Buche. Unter Vorvorgänger Hans Zach war dieser Platz nach vier Viertelfinalteilnahmen in Folge bei WM und Olympia das schlechteste Abschneiden, das 2004 zum Ende der Amtszeit des Bad Tölzers führte. sid
Quelle: http://www.bietigheimer-zeitung.de