ARTIKEL VOM 08. FEBRUAR 2007
EISHOCKEY / DIE ZWEITE LIGA MACHT PAUSE UND RÜSTET SICH FÜR DEN ENDSPURT UM DIE PLAY-OFF-PLÄTZE
Komma ärgert die Transferpraxis
Steelers-Trainer nimmt DEL-Clubs wegen Abgabe von Spielern aufs Korn
Die 14 Mannschaften der Zweiten Bundesliga legen am Wochenende eine Pause ein vor dem Endspurt in der Hauptrunde mit noch neun Spielen. Hinter den Kulissen herrschte in den letzten Tagen der Transferperiode hektische Betriebsamkeit, die auch für Verärgerung sorgte.
Steelers-Trainer Michael Komma regt sich über die Transferpraktiken mancher Vereine aus der DEL auf. FOTO: JENS CHRIST
"Wenn die DEL in zwei Jahren bei dann 16 Clubs geschlossen wird, möchte jeder unter diesen 16 sein und das am besten schon heuer." Markus Schroer, der Geschäftsführer der Eisbären Regensburg spricht das aus, was mindestens die Hälfte aller Zweitligisten in diesen Tagen umtreibt. Bekanntlich ist ein Aufstieg in die DEL schon in diesem Jahr eigentlich gar nicht mehr möglich, da sich die DEL zu einer geschlossenen Gesellschaft erklärt hat. Diese will ihren festen Kreis, aus dem einer aus sportlichen Gründen nicht mehr aussteigen muss, 2007 und 2008 um jeweils ein Mitglied erhöhen.
Da in diesem Jahr zwar in erster Linie die wirtschaftlichen und organisatorischen Voraussetzungen, die an strenge Maßstäbe geknüpft sind, für einen Aufstieg herangezogen werden, aber auch die sportlichen Kriterien (Platz eins oder zwei) eine wichtige Rolle spielen, haben etliche der ambitionierten Vereine nochmals ihr Personal aufgestockt, um sich einen günstigen Play-Off-Platz zu sichern. Aber auch die Teams, die um den Klassenerhalt in den Play-Downs kämpfen müssen, haben personell nachgelegt (siehe Extrabericht). Die Fachzeitschrift Eishockey News beschreibt die Transferaktivitäten so: "Wie auf dem türkischen Basar."
Eine Hauptrolle spielten dabei Spieler aus der DEL. Alleine sechs der zwölf Last-Minute-Transfers wurden zwischen der DEL und der Zweiten Bundesliga getätigt. Durch die Neuregelung in der DEL, wonach die Teams auf den Plätzen elf bis 14, die mit den Play-Offs nichts zu tun haben, nicht absteigen können, haben Clubs wie Augsburg und Duisburg um Kosten zu sparen, einige Spieler jetzt "vertickt".
Diese Praxis erzürnt auch den Steelers-Trainer Michael Komma: "Das ganze System in Frage zu stellen kann doch nicht richtig sein." Komma, der auch schon in der DEL gearbeitet hat, verfolgt die Entwicklung in der höchsten deutschen Liga mit Sorge und überaus kritisch, ist auch wütend darüber, dass in der vergangenen Woche noch einige Transfers von der DEL in die Zweite Liga über die Bühne gegangen sind. "Dass kann doch nicht sein, dass man zweieinhalb Monate vor Saisonende Spieler verkauft, um Kosten zu sparen. Damit verarscht man doch dort die Fans und verfälscht unsere Liga", nimmt Komma vor allem Augsburg und Duisburg aufs Korn. "Denen brennt der Baum, man hat die Kohle nicht mehr und verkauft einfach Spieler. Das ist doch ein Witz! Letztes Jahr hätte keiner verkauft, weil es da noch einen Abstieg gegeben hat." Dabei hat Michael Komma Verständnis dafür, dass man sich in der DEL eine große Sicherheit erkaufen kann, um nicht abzusteigen, aber: "Es kann nicht sein, dass für Augsburg und Duisburg schon zwei Monate vorher die Saison beendet ist, weil sie keinen sportlichen Druck mehr haben", denkt Komma auch an die Zuschauer und die Verzerrung in der Tabelle. "In Düsseldorf würde man den Schein wahren und die Mannschaft dennoch halten, Mannheim würde in so einer Situation niemals Spieler verkaufen und sich öffentlich bloß stellen", nennt Michael Komma andere Beispiele.
Sieben spielen um vier Plätze
In der Zweiten Liga haben Kassel, Bremerhaven, Wolfsburg und Landshut die Play-Off-Qualifikation bereits geschafft oder so gut wie sicher, um die anderen vier Plätze kämpfen noch Schwenningen, Essen, die Steelers aus Bietigheim-Bissingen, München, Regensburg, Dresden und Landsberg. Von diesen sieben droht zwei das Schreckensszenario, nach dem 11. März, dem Ende der Hauptrunde, die Saison beenden zu müssen, ein Team muss um den Klassenerhalt mit den bereits für die Play-Downs "qualifizierten" Crimmitschau, Kaufbeuren und Weißwasser spielen.
VON CLAUS PFITZER