Bad Nauheim
Drei Videobeweise und eine verrückte Schlussphase
Ein turbulentes DEL-2-Spiel haben die 2098 Zuschauer am Freitagabend im Colonel-Knight-Stadion gesehen. Max Prommersberger erzielte in der fünften Minute der Verlängerung den 5:4-Siegtreffer für die Bietigheim Steelers beim heimstarken Tabellenfünften EC Bad Nauheim. In den letzten zehn Sekunden der regulären Spielzeit musste beim Stand von 4:3 für die Hessen bei zwei Steelers-Toren jeweils der Videobeweis her – und der zweite Treffer von René Schoofs in der Schlusssekunde zählte. „Ich bin bin schon lange in dem Geschäft, aber das passiert nicht oft“, sagte Gästetrainer Kevin Gaudet und gab zu: „Wir haben heute Glück gehabt.“
Der Spitzenreiter lief in Bad Nauheim einmal mehr mit dem letzten Aufgebot auf. Am Freitag fielen auch noch die angeschlagenen Topstürmer David Wrigley und Shawn Weller aus, so dass Gaudet nur einen Kontingentspieler, Liga-Topscorer Matt McKnight, aufs Eis schicken konnte. Immerhin feierten Max Lukes und Sebastian Alt ihr Comeback. Letzterer kam als gelernter Verteidiger in einer Sturmreihe mit Schoofs und Benjamin Zientek zum Einsatz. Auch Förderlizenzspieler Denis Shevyrin, ebenfalls ein Abwehrmann, half erneut im Angriff aus – im Paradesturm mit McKnight und Marcus Sommerfeld.
Trotz der Ausfälle war der mit 14 Feldspielern angetretene SCB stärker als die in Bestbesetzung spielenden Roten Teufel. Die erste Überzahl nutzten die Hessen allerdings durch Andreas Pauli gleich zur 1:0-Führung – obwohl Bietigheim mit einer 95-Prozent-Erfolgsquote beim Penaltykilling in der DEL 2 das Maß aller Dinge ist (7.). Ebenfalls im Powerplay fiel der Ausgleich: Kapitän Adam Borzecki vollstreckte nach einem Rückpass von Robin Just aus kurzer Distanz (13.). Mit einem Schuss ins lange Eck gelang Dominik Meisinger nur sieben Sekunden später das 2:1 für den EC. Mehrere Glanztaten des finnischen Goalies Mikko Rämö verhinderten derweil weitere Tore der überlegenen Gäste.
Shevyrin erzielt sein zweites Tor
Zwar hatten die Steelers auch im zweiten Durchgang bei den Schüssen und Chancen ein klares Plus, aber den nächsten Treffer erzielte wieder Bad Nauheim. Erneut schlug Pauli zu (39.). Im letzten Drittel zeigte das Bietigheimer Rumpfteam eine große Moral und erzwang mit den letzten Kräften noch eine Verlängerung. Nach einem Schuss von Bastian Steingroß stand Lukes beim Abpraller goldrichtig und verkürzte auf 2:3 (46.). Und in der 48. Minute jagte Shevyrin die Scheibe nach Schoofs Traumpass zum 3:3 in den Winkel – der zweite Treffer des Youngsters in vier Tagen. Die Partie schien zu kippen.
Doch dann schickte der kleinlich pfeifende Unparteiische Daniel Ratz gleich vier Steelers-Profis nacheinander auf die Strafbank. Im Duell fünf gegen drei überwand Ales Kranjc Keeper Sinisa Martinovic mit einem Schuss durch die Beine zum 4:3 (56.). Das war aber noch nicht alles. Es folgte die bisher wohl verrückteste Endphase in dieser Saison. Nach dem dritten Videobeweis – schon im ersten Drittel hatte sich Ratz bei einem vermeintlichen Bietigheimer Treffer den Mitschnitt angeschaut – hieß es tatsächlich 4:4, nachdem der Referee Sekunden zuvor ein Schlittschuhtor nicht gegeben hatte. Und dank Prommersberger durfte der SCB in der Verlängerung sogar noch jubeln. Gaudet: „Wir haben nie aufgegeben und immer an den Sieg geglaubt.“ Andreas Eberle
Andreas Eberle | 26.11.2016
Quelle: http://www.bietigheimer-zeitung.de