Keine Lust auf Rechenspiele
Mit einem Sieg hätte Deutschland die WM-Zwischenrunde sicher
Jeder hatte gehofft, dass es nicht passieren würde. Jeder sah sich wieder mal getäuscht: Für Deutschland steht heute bei der Eishockey-WM das entscheidende Spiel um den Zwischenrunden-Einzug an.
Jochen Weis berichtet von der Eishockey-WM
"Nein, für uns gibt es keine Rechenspiele. Wir haben es selbst in der Hand, in die Zwischenrunde einzuziehen", betont Bundestrainer Uwe Krupp vor dem abschließenden Spiel in Gruppe D gegen Dänemark heute bei der WM in Köln (16.15 Uhr/Sport 1). Was bedeutet: Ein Sieg muss her - und zwar in der regulären Spielzeit. Das würde in der Summe fünf Punkte bedeuten, die DEB-Auswahl wäre damit unabhängig vom Ergebnis der zweiten Partie Finnland gegen die USA.
Doch wie sehen die Rechenspiele aus? Sollten die Amerikaner (wie Deutschland zwei Punkte) gewinnen, würde den Deutschen ein Overtime-Sieg mit zwei Zählern reichen. Im Falle eines finnischen Erfolgs binnen 60 Minuten wäre die Krupp-Truppe sogar mit einer Niederlage als Gruppendritter in der Zwischenrunde. Auf jeden Fall aber müssten am Ende der WM-Gastgeber und die USA punktgleich sein, dann sticht der bessere direkte Vergleich.
Kurzum: Der Druck ist groß, die Stimmung nach dem 0:1 gegen Finnland dennoch gut - zumal Krupp seinen Schützlingen gestern Nachmittag freigegeben hatte, um die Zeit mit ihren Familien verbringen zu können. "Wir haben weder Grund stolz zu sein noch traurig", sagt Krupp, "wir haben einige gute Sachen gemacht, die wir nun gegen Dänemark wieder zeigen müssen. Aber wir müssen auch anerkennen, dass es gegen die Finnen nicht gereicht hat, die waren sehr gut."
Richtig gut gegen die "Leijonats" war wiederum vor allem das letzte Drittel, als die Deutschen ihre Gegner ständig unter Druck setzten, immer wieder die Chance auf den Ausgleich hatten, aber in erster Linie an deren überragendem Keeper Petri Vehanen scheiterten. "Schade drum, aber diese Leistung stimmt uns optimistisch", sagt Marcel Müller, der gegen die USA (2:1) das 1:0 vorbereitet hatte.
Umso schmerzlicher darum, dass der eigentlich einzige Fehler in der Abwehr im Drittel zuvor zum Gegentor und damit zur Niederlage geführt hatte: Scheibenverlust an Jussi Jokkinen, den nicht mehr gestoppt, Pass auf Jarkko Immonen, dessen Bewacher zu weit weg - drin war das Ding in der 26. Minute. "Ärgerlich, da haben wir so ein schmutziges Ding bekommen", sagt Verteidiger Nikolai Goc vom deutschen Meister Hannover Scorpions, "aber das passiert. Dem einen fällt die Scheibe genau auf den Schläger und der macht das Ding rein, der andere hat Pech und kriegt nichts hin." Ob da nicht schon wieder die Angst vor der altbekannten Abschlussschwäche in den deutschen Hinterköpfen herumgeistert? Zumal Krupp nicht den klassischen Vollstrecker hat wie etwa Dänemark in Frans Nielsen (bereits drei WM-Tore). "Auf keinen Fall", sagt Nikolai Goc, "ich denke, wenn wir so konsequent weiterarbeiten wie gegen die Finnen, werden wir dafür belohnt."
Dass die Dänen, die schon in der nächsten Runde stehen, ihrem Gegner Geschenke machen, das glaubt niemand: "Natürlich wollen die sicher gehen und gegen uns gewinnen, um die Punkte mitzunehmen, sofern auch wir weiter kommen", sagt Torhüter Dennis Endras. Der Augsburger musste gegen Finnland - die Partie sahen 1,08 Millionen Zuschauer auf Sport 1, in der Spitze sogar 2,2 Millionen - pausieren, kehrt aber heute zwischen die Pfosten zurück. Druck, versichert er, spürt er nicht vor dieser wichtigen Partie, "im Gegenteil, ich mag solche Situationen, das macht einfach Spaß."
Jochen Weis berichtet von der Eishockey-WM
Die Chance auf den Ausgleich: Michael Wolf scheitert am überragenden finnischen Torhüter Petri Vehanen. Foto: Imago
Quelle: www.bietigheimer-zeitung.de