Nun kommt die Zugabe
Eishockey-WM: Deutschland hat mit Einzug in Zwischenrunde die Pflicht erfüllt
Vor einem Jahr endete die Vorrunde der Eishockey-WM ernüchternd für die deutsche Nationalmannschaft: Kein Sieg, nur ein Punkt, ab in die Relegation. Nun steht sie in der Zwischenrunde - und das verdient.
Jochen Weis berichtet von der Eishockey-WM
Das Pflichtprogramm ist erfüllt, nun folgt die Kür: Mit einem überzeugenden 3:1 (1:1, 2:0, 0:0)-Erfolg gegen Dänemark ist die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes in die WM-Zwischenrunde eingezogen. Einziger Wermutstropfen war die folgende 1:3-Pleite der USA gegen Finnland. Weil nur die Punkte gegen jene Teams aus der eigenen Gruppe mitgenommen werden, die ebenfalls den Sprung in die Viertelfinal-Qualifikation geschafft haben, startet Deutschland mit den drei Zählern aus der Dänemark-Partie in den nächsten Durchgang. Die USA müssen als Letzter der Gruppe D in die Relegation, der 2:1-Overtimesieg der DEB-Auswahl zum WM-Auftakt gegen die Amerikaner ist damit nur noch Makulatur. Was unterm Strich bedeutet: Sowohl Gruppensieger Finnland als auch Deutschland (2.) und Dänemark (3.) behalten drei Punkte.
"Man hat gesehen, wie wichtig dieses letzte Gruppenspiel für die Mannschaft war, mit welcher Einstellung, welchem Engagement sie reingegangen ist", schwärmte Bundestrainer Uwe Krupp, "gegen die Finnen hatten unsere Stürmer noch zu kompliziert agiert, hatten wir zu viele Scheibenverluste in der neutralen Zone. So wie gegen Dänemark müssen wir auch weiter spielen."
Das heißt schnörkellos, körperbetont, mit Zug zum Tor. Zwar waren die Dänen schon in der 4. Minute in doppelter Überzahl durch Philip Larsen in Führung gegangen. Als Marcel Goc aber fünf Minuten später einen Schuss von Alexander Sulzer im Power-Play zum Ausgleich abfälschte, war das der Startschuss für ein Offensivfeuerwerk der Deutschen, die den Gegner phasenweise völlig einschnürten. Felix Schütz mit einem trockenen Handgelenkschuss (34.) und Nikolai Goc mit einem Distanzkracher (36.), der Dänen-Keeper Patrick Galbraith unten durchrutschte, fuhren die Ernte des couragierten Auftritts ein.
Was aber ist nun zu erwarten? Das Viertelfinale? "Wir setzen uns da keine konkreten Ziele, sondern denken von Spiel zu Spiel", sagt Nikolai Goc, der nach dem nationalen Titel mit den Hannover Scorpions und dem Einzug in die WM-Zwischenrunde "total glücklich" ist, "besser hätte es für mich nicht laufen können". Bruder Marcel indes war als Teamkapitän vorrangig damit beschäftigt, "die Jungs wieder etwas runter zu bringen" - zumal nun schon morgen mit Russland und Superstar Alexander Owetschkin ein dicker Brocken wartet (20.15 Uhr).
Auch im Trainerstab tritt man darum auf die Euphoriebremse: "Wir dürfen jetzt nicht versuchen, ein läuferisches Element reinzubringen, wir müssen weiter das physische Spiel forcieren", sagte Krupps Assistent Harold Kreis. Selbiges hatte den Dänen mächtig zugesetzt: "Gegen Deutschland haben wir allein im ersten Drittel 20 Checks kassiert, gegen Finnland und die USA waren das nur vier oder fünf", meinte Coach Per Backmann. Dass sein Team da zu Beginn wegen der arg kleinlichen Regelauslegung der Unparteiischen einige Strafzeiten zuviel kassiert hatte, störte darum Krupp überhaupt nicht: "Mir ist es lieber, meine Jungs gehen rein und geben Gas, als dass man es ihnen sagen muss."
Dafür aber hatten sie gestern Gelegenheit auszuspannen - nur eine Handvoll war zum Training gekommen. Kreis: "Die Jungs sind müde, sie haben viele Schüsse geblockt. Nun war es mal Zeit für etwas Regeneration."
Jochen Weis berichtet von der Eishockey-WM
Freudenknäuel nach dem Sprung in die Zwischenrunde: Beim 3:1 gegen Dänemark spielte das deutsche Team schnörkellos, körperbetont, mit Zug zum Tor. Foto: ddp
Quelle: www.bietigheimer-zeitung.de