12.11.2008
Von Dirk Schlickmann
Zach: 'In der Liga ist es fünf nach zwölf'
Hannovers Trainer Hans Zach
(Foto: Imago)
Trainer-Legende Hans Zach spricht im Interview mit SPORT BILD online über die Krise der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Was der Tölzer über den Zuschauerschwund, den unverständlichen Spielplan und das Abschaffen von Ab- und Aufstieg. Zach fordert eine Reform der Liga.
SPORT BILD: Herr Zach, waren Sie eigentlich schon mal bei den Hannover Indians?
Hans Zach: Ja, irgendwann mal vergangene Saison. Warum?
Weil die als Oberligist mehr Zuschauer haben als Ihre Scorpions, die derzeit Zweiter der höchsten Eishockey-Liga sind.
Die Indians haben halt einen Mythos. Wie 1860 München oder St. Pauli im Fußball. Da zieht's in der Halle, es ist dreckig und riecht nach Pommes - und trotzdem finden das die Zuschauer toll.
Ärgert Sie es nicht, dass die Leistungen Ihrer Mannschaft nicht mehr Anerkennung bei den Zuschauern findet?
Mich ärgert nichts und niemand. Natürlich ist es schade für die Jungs. Die hätten mehr Zuschauer verdient. Aber das liegt doch nicht an den Indians.
Sondern?
In der Liga ist es inzwischen fünf nach Zwölf. Ich rede mir doch seit Jahren den Mund fusselig und mahne an, wo es überall nicht passt. So wie die Liga jetzt aufgestellt ist, es ist doch nur blöd. Ein normal gestrickter Mensch, mit durchschnittlichem IQ, der versteht doch nicht den Spielplan.
Sie meinen weil man in der Hauptrunde gegen einige Teams vier- gegen andere aber nur zweimal spielt.
Genau. Das ist doch Irrsinn. Wir brauchen eine saubere Liga. Mit 12 Mannschaften statt 16. Jeder spielt viermal gegen jeden. Der Letzte steigt ab. Fertig. Das wäre ideal. Und dann darf jeder Verein maximal acht Ausländer haben und alles wäre ideal.
Bisher darf jedes Team zehn Ausländer-Lizenzen vergeben.
Ein Ausländer kostet 150 000 Euro netto pro Jahr. Dafür sollte sich dann lieber jeder Verein drei Nachwuchstrainer leisten, und Ruck Zuck würde es in der Liga wieder laufen. Aber es krempelt ja keiner die Ärmel hoch und packt die Probleme mal endlich richtig an.
Aber Thomas Eichin von den Kölner Haien oder Marcus Kuhl von den Adler Mannheim sind doch auf Ihrer Seite. Bundestrainer Uwe Krupp ebenfalls. Damit müssten sich die Veränderungen doch realisieren lassen.
Die die Ahnung haben, haben doch nichts zu sagen. Das Eishockey wird von Bürokraten und Rechtsanwälten kaputt gemacht. Wir haben einen perfekt funktionierenden Fußball, dessen System wir nur kopieren müssten. Aber wir tun es nicht.
Was würde Hans Zach, wenn er die Entscheidungsbefugnis hätte, noch ändern?
Ich habe schon vor 15 Jahren gesagt, dass wir in Deutschland 1000 deutsche Spieler brauchen. Aber das haben wir verpasst. In der Schweiz hat jeder Verein drei hauptamtliche Nachwuchstrainer und dazu noch einen Torwarttrainer. Aber davon sind wir meilenweit entfernt. Ich hatte in den 60er Jahren mehr Möglichkeiten, Eishockey zu lernen, als es die Buben heute haben. Außerdem muss jeder Verein einen Torwarttrainer haben. Selbst so weit sind wir ja noch nicht in der Liga.
Wie lange wollen Sie sich das eigentlich noch antun? Ihr Vertrag läuft noch bis 2009. Ist dann nach 19 Jahren als Trainer Schluss?
Davon gehe ich nicht aus. Manchmal wünsche ich mir zwar, dass ich etwas fitter wäre. Aber ich bin noch frisch genug für den Job. Ich würde wohl nur noch Jahresverträge abschließen oder als Springer arbeiten. Also Retter wenn ein Verein in der Klemme steckt und mich kurzzeitig braucht.
Ihre Mannschaft ist Zweiter. Träumen Sie manchmal vom Titel?
Ich träume nie. Ich bin Realist. Mit träumen kommt man nicht ans Ziel. Aber ich würde es den Jungs wünschen. Und die Prämie würde ich auch gerne mitnehmen.
Prämie?
Klar. Wer mich kennt weiß, dass es Hans Zach nur mit Meisterprämie gibt.
Was bekommen Sie denn für den Titel?
1500 Euro.
Haha!
Ich habe der Liga seit Jahren meinen Stempel aufgedrückt. Ich arbeite zuverlässig. Daher habe ich meinen Preis. Aber wie viel ich bekomme, werde ich Ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden. Ab Erreichen des Halbfinals krieg ich was extra.
Quelle: www.sportbild.de
