Droht den Scorpions das Aus? Offener Brief der Anhänger des Eishockey-Erstligisten
Hannover - Die Zukunftsängste der Scorpions-Fans sind nach den Drohungen von Gesellschafter Papenburg, Profieishockey in Hannover zu beenden, groß. Deshalb haben sich die Anhänger des Eishockey-Erstligisten Hannover Scorpions in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Stephan Weil, Regionspräsident Hauke Jagau und Ministerpräsident Christian Wulff gewandt, um ihren Ängsten Ausdruck zu verleihen. Die Scorpions könnten bald Geschichte sein. „Viele Tausend Fans bangen um ihr Hobby“, heißt es in dem Schreiben, das die Politiker zur Einsicht bewegen soll, sich mehr an der Arena und ihren Kosten zu beteiligen. Es ist ein Appell, der die Politiker im Herzen bewegen soll.
Hintergrund des Briefes ist die Drohung Günter Papenburgs (Foto), er würde im Falle des Falles dem professionellen Eishockey in Hannover ein Ende setzen. Dabei geht es um einen Rechtsstreit zwischen der Region Hannover und Papenburg, dem Besitzer der TUI Arena und Lizenzbesitzer der Hannover Scorpions. Am 16. Dezember wird vor der 2. Zivilkammer des Landgerichts Hannover darüber entschieden, ob Papenburg 2,5 Millionen Euro an die Region zurückzahlen muss. Und alles deutet daraufhin, dass die Region sämtliche Trümpfe in der Hand hält. Herr Papenburg äußerte sich wie folgt: „Alle haben die Arena gewollt. Herr Wulff und Herr Weil haben Zusagen gemacht. Jeder wusste, dass das Geld eine Unterstützung für die Arena sein sollte. In allen anderen Städten werden diese Arenen mit horrenden Summen unterstützt. Anders ist es nicht möglich. Irgendwann ist eine Grenze erreicht.“
Herr Papenburg hält 75 % der Anteile mit seiner Gesellschaft, weitere 25% privat. Damit ist die Halle einer der wenigen dieser Dimension in Deutschland, die noch in Privatregie geführt wird. Weiterhin hält er die Lizenz für den Erstligisten Hannover Scorpions und droht nun mit dem Ende der Hannover Scorpions.
In dem offenen Brief geht es nicht vordergründig um das zu erwartende Urteil, wie Scorpions Fanbeauftragter Hewitt betont, sondern um eine Einigung auf eine künftige Betreibergesellschaft, in die sich Stadt, Region und Land einbringen sollen. Bisherige Gespräche zu diesem Thema sind allerdings gescheitert. „Die sollen sich einigen, sodass es in der Arena weitergeht. Wir sprechen für mehrere Tausend Anhänger, ich fürchte, dass es Papenburg mit seiner Drohung ernst meint, sagt Hewitt.“
Die Unterlagen dafür liegen schon ein Jahr lang bei der Stadt Hannover und fanden bisher keine Beachtung.
Marco Stichnoth sieht es genauso. „Wir haben schon Ängste“, sagt der Arena- und Scorpions-Geschäftsführer, der von einer „sehr schwierigen Situation“ spricht. „Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht. Vielleicht mit einem kleineren Etat, vielleicht aber auch in der 2. Liga. Vielleicht aber auch gar nicht“, sagt der 42-Jährige, der noch ein weiteres Indiz ausgemacht haben will, dass Papenburg nicht blufft. „Er spürt auch den allgemeinen wirtschaftlichen Druck.“ Die Unsicherheit macht sich jetzt schon in der täglichen Arbeit bemerkbar. Vor allem in den Personalplanungen für die kommende Saison. „Ich kann derzeit nichts machen. Bald sind die besten Schnäppchen vom Markt“, sagt der Geschäftsführer, dessen Team derzeit sportlich als Tabellenführer für positive Schlagzeilen sorgt.
Der 16. Dezember wird für die Fans der Hannover Scorpions ein besonderer Tag, aber auch für die Spieler. Es ist der Tag der Gerichtsentscheidung um die Rückzahlungen Papenburgs an die Region. Am Abend folgt das Pokalspiel gegen die Kassel Huskies. Es geht um den Finaleinzug. Vielleicht für sehr lange Zeit zum letzten Mal.
(Angela List, Hannover)
Nachfolgend auf Seite 2 der offene Brief des Fanbeirates, den wir ungekürzt veröffentlichen.
Quelle: www.Eishockey-Magazin.de