hatte ich vergessen war gestern auch noch in der Printausgabe auf der Jugendseite
SPORT / EIN BRÜDERPAAR SPIELT BEIM EISHOCKEY-ZWEITLIGISTEN STEELERS IN BIETIGHEIM-BISSINGEN
Wrobel mal zwei für den Sieg
Daniel, zweiter Torwart, und Verteidiger Dirk stehen seit Kindertagen auf dem Eis
Der Name Wrobel erscheint beim Eishockey-Zweitligisten SC Bietigheim-Bissingen, den Steelers, oft gleich zweimal in der Aufstellung: im Tor der 20-jährige Daniel Wrobel, im Feld als Verteidiger der 23-jährige Dirk Wrobel. Die Brüder stehen seit Kindertagen auf dem Eis.
Sowohl privat als auch im Match ein eingespieltes Team: Dirk Wrobel (links), 23 Jahre alt, und sein drei Jahre jüngerer Bruder Daniel. Beide standen bereits als kleine Buben auf der Eisfläche. Mittlerweile spielen sie im selben Verein. FOTO: MARTIN KALB
Die Wrobel-Brüder werden oft als Beispiel genommen für eine gelungene Nachwuchsarbeit und Integration von Jugendspielern in den Profibereich der Steelers. Die Beiden spielen seit Jahren in der Eishalle im Ellental, sind mittlerweile Profispieler und gehören zum Kader der ersten Mannschaft. Dirk steht in der Verteidigung, Daniel ist zweiter Torhüter hinter dem Kanadier Jason Elliott.
Angefangen hats für die Brüder noch als Kinder. Dirk, der ältere der beiden, begann mit sechs Jahren, dem Puck hinterherzujagen. "Wir waren ein paar Mal Eislaufen mit unseren Eltern in der Eishalle, dann ging es ratzfatz." Das Eishockeyfieber hat beide schnell gepackt, auch der drei Jahre jüngere Daniel stieß bald zum damaligen Schlittschuhclub Bietigheim-Bissingen/Kornwestheim, dem Vorläufer des heutigen SCBB. "Was der Bruder macht, macht man natürlich auch", sagt Daniel. Das Talent für das Spiel liegt in der Familie, ihre Cousins waren Ende der 80er, Anfang der 90er erfolgreiche Spieler bei der Düsseldorfer EG, spielten in der Ersten Bundesliga, der heutigen DEL. "Wir waren mal bei einem Spiel, und dann wollten wir das auch unbedingt machen", erinnert sich Dirk heute.
Beide durchliefen die Jugendmannschaften der Steelers, waren aber wegen des Altersunterschieds nie im gleichen Team. Erst seit anderthalb Jahren spielen beide zusammen - und dann auch noch in der ersten Mannschaft der Steelers in der Zweiten Bundesliga. "Natürlich gibt es unter Brüdern schon mal Sticheleien, das gehört aber dazu", schmunzelt Dirk. Es freut ihn, dass sie jetzt zusammen spielen. Auch der jüngere Daniel findet es super. Im Schatten des "Großen" sah er sich nie: "Natürlich ist es ein Ansporn. Ich hatte immer das gleiche Ziel wie mein Bruder. Aber ich bin im Tor, Dirk spielt draußen. Das kann man so nicht vergleichen."
Eingespieltes Team
Die beiden wirken auch außerhalb der Eisfläche wie ein eingespieltes Team, verstehen sich privat gut. "Aber wir sind nicht diejenigen, die aufeinandersitzen. Wir haben jeweils unseren eigenen Freundeskreis, machen von daher nicht so viel zusammen", sagt Dirk. Ab und zu treffen sie sich aber bei den Eltern zu Hause zu Kaffee und Kuchen. Aber inzwischen haben sie eigene Wohnungen in Bietigheim-Bissingen.
Vater und Mutter haben sie viel zu verdanken: "Von unseren Eltern hatten wir immer Unterstützung. Schon allein, wenn man sieht, wie oft sie uns in der Jugend zu Spielen gefahren haben. Ohne die Eltern wäre es gar nicht möglich gewesen", sagt Daniel. Es gab also volle Unterstützung für die Eishockeykarriere der Sprösslinge - mit einer Einschränkung: "An erster Stelle stand trotzdem der Schulabschluss." Und der gelang beiden mit Bravour. Dirk hat sein Abitur 2003 am Wirtschaftsgymnasium im Fischerpfad gemacht, Daniel 2005 am Schillergymnasium in Ludwigsburg. Und das Ganze neben dem Training. "Es war nicht immer einfach. Ich hatte aber Glück, dass da auch die Schule so gut mitspielte. In der Oberstufe habe ich auch schon bei den Profis mittrainiert, wurde oft vom Unterricht freigestellt und habe das dann nachgeholt. Bin aber froh, das mit der Schule gemacht zu haben", sagt Dirk. Er denkt auch schon ein wenig an die Zeit nach der Sportlerkarriere: "Vielleicht fange ich mal ein Fernstudium in BWL an. Man kann ja leider nicht sein ganzes Leben lang Eishockey spielen, irgendwann ist Schluss, und dann will ich vorbereitet sein." So weit ist es aber noch lange nicht. Beide sind begeisterte Sportler. "Das Spielen ist toll. Du hast eine Mannschaft um dich. Das Gemeinschaftsgefühl ist was Tolles", sagt Daniel. Auch Dirk ist mit Leidenschaft dabei. Manchmal wird dies für ihn zur persönlichen Herausforderung: "Ich habe ein Problem damit, zu verlieren. Du lernst im Spiel eben, zu gewinnen. Das ist das Ziel, und das wird man auch privat nicht los", sagt er selbstkritisch.
Traum: in der DEL spielen
Ehrgeiz ist aber auch durchaus eine gute Eigenschaft, und mit der wollen sie irgendwann ihren großen Wunsch in die Tat umzusetzen: "Unser Traum ist es, mit den Steelers einmal in der DEL zu spielen. Die DEL ist unser Ziel und am liebsten natürlich mit dem Heimatverein", so Dirk, der auch zwei Jahre in Bremerhaven gespielt hat. Über die Zeit im hohen Norden sagt er, dass sie unglaublich lehrreich und toll gewesen sei. Und auch Daniel war schon einmal weg von der Stadt an der Enz. Er hat ein Jahr in Freiburg gespielt, wurde dort Deutscher Juniorenmeister. Trotzdem sind beide froh, wieder in Bietigheim zu sein: "Das ist unsere Heimat und hier fühlen wir uns wohl."
VON MARCELL HAAG